Birgitta Von Schweden

Birgitta v.Schweden

Einführung

Birgitta gilt als einzige kanonisierte Heilige des Nordens. Sie war eine große Seherin und wird oft als "Sprachrohr Gottes" bezeichnet. Ihre Berufung lässt sich mit folgenden Worten kennzeichnen, die Gott zu ihr gesprochen hat:

Ich bin der Herr, dein Gott, der zu dir redet. Sei ohne Furcht. Was du siehst ist kein Trugbild des Feindes. Ich bin es, der Schöpfer aller Dinge, der nicht trügen noch betrogen werden kann. Wisse, dass ich nicht nur um deinetwillen zu dir rede, sondern es geschieht zur Rettung der ganzen Christenheit; darum vernimm, was ich sage! Du sollst meine Braut sein und das Sprachrohr für meine Worte sein. Du wirst geistige und himmlische Geheimnisse zu schauen bekommen, und mein Geist wird auf dir ruhen bis zu deinem Lebensende. Darum glaube fest, dass ich es selbst bin, der im Geist mit dir spricht, der ich für das Heil aller Seelen gelitten und den Tod erduldet habe, der ich von den Toten auferstanden und in den Himmel aufgefahren bin. Es wundern sich viele, warum ich zu dir und nicht zu anderen rede, deren Leben vollkommener ist und die mir schon längere Zeit dienen. Aber weil es mir so gefiel, darum habe ich dir meinen Geist der Weissagungen verliehen, nicht weil du besser bist als jene oder würdiger als sie an Verdiensten, sondern weil es mir so gefällt, der ich aus Unweisen Weise und aus Sündern Gerechte mache. Und indem ich dir solche Gnade erweise, achte ich die anderen nicht für geringer; sondern ich bewahre sie für meine Absichten und meine Ehre, wie es meine Gerechtigkeit erfordern wird. Darum übe in allen Dingen die Demut und lass dich durch nichts betrüben als durch deine Sünden.

Ihre Visionen galten nicht ihr allein, sondern dem Heil vieler Menschen. Birgitta hat Zeit ihres Lebens den Menschen in ihrer Umgebung und den Großen ihrer Zeit die Botschaften Gottes überbracht. Diese beinhalten neben manchem Lob vor allem Tadel für das Verhalten dieser Menschen und geben ihnen Weisung für ein gottgefälliges Tun. Päpste und Könige hat sie mit ihren Worten ermahnt, ganz besonders lag ihr die Rückkehr der Päpste von Avignon nach Rom am Herzen. Birgitta wurde wegen ihrer Herkunft von den Persönlichkeiten, denen sie oft deutliche Worte sagte, geachtet, wegen ihrer häufigen Kritik machte sie sich aber nicht bei ihnen beliebt. Viele zweifelten die Echtheit ihrer Botschaften an. Besonders ihre Beichtväter, die teilweise sehr bedeutende Positionen in der Kirche inne hatten, bestätigten aber die göttliche Herkunft ihrer Visionen. Nicht zuletzt die Reformation ließ Birgitta in Vergessenheit geraten und nicht wenige waren überrascht, als Johannes Paul II. sie 1999 zusammen mit Katharina von Siena und Edith Stein zur Schutzheiligen Europas erklärte. Das Europa, das Birgitta erlebte, war nicht weniger zerrissen, als wir es heute sehen. Schon damals kannte man so etwas wie eine Schuldenkrise. Schwedens Königshaus war ebenso wie andere Herrscherhäuser, notorisch pleite. Viele rivalisierende Parteien lähmten die Kraft des Abendlandes und zwischen England und Frankreich begann damals der Hundertjährige Krieg. Auch die Kirche zeigte oft nicht die Heiligkeit, die ihr zukommen sollte. Besonders die "Babylonische Gefangenschaft" des Papsttums in Avignon und das sich anbahnende abendländische Schisma warfen tiefe Schatten auf die Kirche. In dieser Zeit tritt Birgitta als Mahnerin Gottes auf und verkündet ihre Botschaften, ob gelegen oder ungelegen. Ihre Worte sind für uns keine leichte Kost. Sie mögen uns an die Offenbarung des Johannes erinnern, in der sich oft drastische Worte über das Gericht Gottes über diejenigen finden, die Gottes Willen nicht gehorchen. Können das die Worte eines barmherzigen Gottes sein? Doch der Ruf zur Umkehr ergeht auch heute und ohne diese bewusste Umkehr der Menschen zu Gott bleibt alles Christentum lau. Eine bewusste Entscheidung, nach dem Willen Gottes zu leben, ist von jedem gefordert, der sich Christ nennt und nach dem Heil strebt.

Heute scheint die Stimme verstummt, welche gerufen hat: Seid bereit! Mein Weg ist wie verschüttet. Es steht ja geschrieben: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben! Aber selig auch die, welche jetzt diesen meinen Worten Glauben schenken und sie durch die Tat erfüllen! Aber ihr Glaube ist schwach, er hängt nur äußerlich an ihnen und droht jeden Augenblick abzufallen, weil sie nur solange glauben, wie sie nicht versucht werden; sie verzagen aber sogleich, sobald sie eine Widerwärtigkeit trifft. Ihre Hoffnung ist eitel, weil sie auf die Vergebung ihrer Sünden rechnen, ohne meiner Gerechtigkeit und der Rechenschaft zu gedenken, die sie in Wahrheit vor mir ablegen müssen. Das Reich der Himmel hoffen sie umsonst erlangen zu können; darum erwarten sie von mir Barmherzigkeit mit Ausschluß meiner Gerechtigkeit. Ihre Liebe zu mir ist ganz und gar erkaltet; denn sie fühlen sich nicht angetrieben, mich zu suchen, wenn sie nicht durch Trübsal dazu gezwungen werden.

Schon als Kind zeigte sich Birgitta der Gekreuzigte und sagte, dass er immer noch leiden müsse, wegen all jener, "die ihn verachten und sich nicht um seine Liebe kümmern." Es ist der Dienst der Mahner zu allen Zeiten, die Menschen dazu aufzurufen, nach der größeren Liebe zu streben, die eine Leben nach Gottes Willen erfahrbar macht, auch wenn dieses zunächst nur als schmerzvoller Verzicht erscheint. Gottes Wege erscheinen uns oft dunkel und unwegsam, doch wenn wir sie betreten, öffnet sich der Pfad und führt uns in ein wundervolles Licht.

Das Leben der hl. Birgitta

Kindheit und erste Visionen

Birgitta Birgersdotter wurde 1302 oder 1303 auf dem Gut Finsta im uppländischen Roslagen geboren. Ihr Vater Birger Petersson oder Persson war "Lagman" von Uppsala, oberster Richter und Gesetzgeber in Uppland und einer der reichsten und mächtigsten Männer Schwedens zur damaligen Zeit, ihre Mutter Ingeborg Bengtsdotter entstammte einer Seitenlinie der schwedischen Königsfamilie. Birgitta war also ein Kind des Hochadels und somit verwandt mit vielen einflussreichen Persönlichkeiten Schwedens. Birgittas Eltern waren fromm, es wird von reichen Schenkungen an die Kirche und Pilgerfahrten berichtet. So wundert es nicht, dass Birgitta bereits als Kind von großer Frömmigkeit gewesen ist. 1314 verstarb die Mutter und Birgitta wuchs bei ihrer Tante, einer stolzen und vornehmen Adelsfrau, auf. Mit zwölf Jahren hatte Birgitta ihre erste Vision. Ihr Tante fand sie nachts neben ihrem Bett kniend, wie sie unter Tränen betete. Die Tante wollte Birgitta mit dem Stock züchtigen, weil sie dachte, man hätte dem Kind trügerische Gebete gelehrt. Doch der Stock zerbrach und erschrocken fragte die Tante Birgitta, was es mit ihrem Gebet auf sich habe. Birgitta sagte, sie sei aufgestanden, "um ihn zu preisen, der mir immer beständig zu helfen pflegt." - "Ihn, den Gekreuzigten, den ich gesehen habe." Später erschien ihr wiederum der Gekreuzigte. Er zeigte Birgitta, dass er immer noch leiden müsse, wegen all jener, "die ihn verachten und sich nicht um seine Liebe kümmern." Birgitta selbst wollte sich daraufhin ganz dem Herrn als Jungfrau weihen, doch das ließ ihr Vater nicht zu. Birgitta fügte sich dem Willen des Vaters und war zu einer Heirat bereit "non voluptas, sed paternae voluntatis causae - nicht aus begehrlicher Lust, sondern wegen des väterlichen Willens", wie es in einer Lebensbeschreibung heißt.

Ehefrau, Mutter und Visionärin

Birgitta und ihre Schwester Katharina sollten die beiden Söhne eines einflussreichen Reichsrates heiraten. Es kam zu einer Doppelhochzeit und Birgitta wurde 1316 mit dem 18-jährigen Ulf Gudmarsson vermählt. Die Ehe währte 28 Jahre, bis zum Tod ihres Gatten. Es war allem Anschein nach eine glückliche Ehe mit allen Höhen und Tiefen, die das Eheleben mit sich bringt. Ulf war ebenso an einem christlichen Leben interessiert wie Birgitta, und seine Ehefrau scheint diese Anlage bei ihm noch gefördert zu haben. Er war dazu bereit, auf Wunsch Birgittas in den ersten beiden Ehejahren enthaltsam zu leben. Für Birgitta bedeutete eheliche Gemeinschaft vor allem "geistige Liebe, wechselseitige Hingebung und fleischliche Vereinigung ohne Wollust." Acht Kinder gingen aus dieser Ehe hervor, von denen zwei früh verstorben sind. Birgittas Lieblingstochter war Katharina, die später das Werk der Klostergründung ihrer Mutter fortführte. Ulf wurde eine einflussreiche Stellung in Schweden zuteil. 1335 wurde er zum Reichsrat am Hof von König Magnus II. Eriksson berufen. Birgitta aber wurde erste Hofdame der Grafentochter Blanka von Namur, der Gemahlin des noch sehr jungen Königs Magnus II. Stets jedoch suchte Birgitta nach dem einfachen Leben. Besonders während der Abwesenheit ihres Mannes lebte sie asketisch, fastete und schlief nicht im bequemen Ehebett, sondern auf dem Fußboden. Sie kümmerte sich um die Armen und bedachte sie mit reichen Spenden. Täglich soll sie zwölf Arme an ihren Tisch geladen haben. Sie hat den Kranken die Füße gewaschen und sich nicht davor geekelt, ihre Geschwüre zu pflegen. Auch für Prostituierte setze sie sich ein und versuchte, ihnen ein neues Leben zu ermöglichen. Birgitta sorgte sich um die Spitäler und versah selbst den Dienst an den Kranken. Auch ihre Kinder nahm sie mit in die Spitäler und lehrte sie, den Kranken zu dienen. Sie erfüllte damit, was sie selbst als Ideal geschaut hat:

Ein vernünftiger Gebrauch des Zeitlichen besteht darin, sein Eigentum zu seinem mäßigen Unterhalt, aber nicht zu einem Leben in Überfluss zu haben. Wenn du sagst, dass zeitliches Gut dir gehört, sage ich dir die sichere Wahrheit, dass du dir alles, was du über das Nötige hinaus besitzt, mit Gewalt angeeignet hast. Denn alles zeitliche Gut soll gemeinsam und für alle Bedürftigen gleich sein; so gebietet es die Liebe. Aber du eignest dir um deines Überflusses willen an, was du aus Mitleid anderen verleihen solltest. Die, welche Würden und Regierungsaufträge um ihrer weltlichen Ehre willen erstreben, sind nicht die wahren Fürsten, sondern die schlimmsten Tyrannen. Jeder, der anderen Gutes tut, und nicht nach der Vergeltung der Menschen fragt, sondern bloß nach der, welche ich, ihm geben will, der wird das Größte für das Kleine, das Ewige für das Zeitliche bekommen; dagegen wird der, welcher das Irdische im Austausch gegen das Zeitliche sucht, bekommen, was er begehrt, aber das Unvergängliche verlieren. So münden viele Tugenden in der Liebe zum Nächsten. Wenn aber ein liebevoller Mensch seinen Nächsten betrübt sieht, dann soll er ihn mit liebreichen Worten und Taten trösten, er soll den verteidigen, der ungerecht angegriffen wird, er soll die Kranken besuchen, die Gefangenen freikaufen, sich der Armen nicht schämen, immer die Wahrheit lieben, nichts vor die Liebe zu Gott stellen und niemals vom Wege der Gerechtigkeit abweichen.

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