Bandscheiben-OP An Der Halswirbelsäule (HWS) | Spezialisten Finden
Bei einem Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule (zervikaler Bandscheibenvorfall) kommt es zu einer plötzlichen oder langsam zunehmenden Verlagerung der Bandscheibe. Dies führt zu einer Einengung der Rückenmarksnerven.
Das Bandscheibengewebe tritt dabei durch den ganz oder teilweise durchgerissenen Faserknorpelring der Bandscheibe in den Wirbelkanal (Spinalkanal, Rückenmarkskanal) vor. Dort drückt es auf die Nervenwurzeln und das Rückenmark.
Häufig geht ein solcher zervikaler Bandscheibenvorfall mit einer Spinalkanalstenose – einer Verengung des Spinalkanals im Halswirbelsäulenbereich einher.
Die Halswirbelsäule, kurz HWS, ist der oberste, im Hals lokalisierte Abschnitt der Wirbelsäule @ FGWDesign /AdobeStock
Ursachen und Symptome eines Bandscheibenvorfalls an der Halswirbelsäule
Ursache für den Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule ist die Abnutzung des Bandscheibenknorpels. Dieser verliert im Laufe des Lebens an Wasser und Elastizität ist deshalb brüchig.
Ein Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule tritt am häufigsten zwischen dem 5. und 6. sowie zwischen dem 6. und dem 7. Halswirbelkörper auf.
Er äußert sich meist durch Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich, die über den Ober- und Unterarm bis in die Finger ziehen. Auch Bewegungseinschränkungen der Halswirbelsäule sind möglich.
Folgende neurologische Symptome können im Bereich des Nackens, der Schulter und des Armes auftreten:
- Lähmungen
- Muskelschwächungen
- Gefühlsstörungen
- Gangstörungen
Konversative Behandlung eines Bandscheibenvorfalls an der Halswirbelsäule
Meistens reicht es aus, einen Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule konservativ (ohne chirurgischen Eingriff) zu behandeln.
Liegen keine neurologischen Ausfälle, sondern lediglich Schmerzen im Schulter-Nacken-Bereich vor, ist zunächst eine konservative Therapie empfehlenswert.
Diese besteht meist aus:
- Körperlicher Schonung
- Krankengymnastik unter Anleitung und
- Regelmäßige Einnahme von Medikamenten gegen Schmerzen und Muskelverspannungen
Diese Maßnahmen führen oft bereits zu einem deutlichen Rückgang der Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Indikationen zur Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule
Eine Operation ist erst notwendig, wenn die konservative Therapie zu keiner Besserung der Beschwerden führt. Auch wenn neben Schmerzen zusätzlich neurologische Symptome.
Bei mittel- und hochgradigen Lähmungserscheinungen in Armen sowie bei Gangstörungen mit drohender Querschnittslähmung, ist eine Bandscheiben-OP dringend anzuraten.
Dauern leichtgradige Lähmungserscheinungen und Schmerzen trotz konservativer Therapie länger als 3 bis 4 Wochen an, sollte ebenfalls eine operative Behandlung erfolgen.
So läuft die Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule ab
Eine Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule führt in der Regel ein Facharzt für Neurochirurgie durch. Ziel der Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule ist die Entlastung und Befreiung der eingeengten Rückenmarksnerven vom Druck.
Um dies zu erreichen, entfernt der Neurochirurg entweder einen Teil des Bandscheibenmaterials oder die gesamte Bandscheibe mit einem Operationsmikroskop.
Der Zugang zum betroffenen Halswirbelsäulenbereich erfolgt dabei entweder von der Hals- oder von der Nackenseite aus.
Diagnose und Voruntersuchungen vor dem Eingriff
Im Vorfeld der Bandscheiben-OP erhebt der Arzt die Krankengeschichte (Anamnese) des Patienten und führt eine genaue körperliche Untersuchung durch.
Dazu gehören insbesondere:
- Röntgenuntersuchungen der Halswirbelsäule
- Elektrophysiologische Untersuchungen der Nervenwurzeln (zur Bestimmung der Nervenleitgeschwindigkeit)
- Eine Magnetresonanztomographie der Halswirbelsäule sowie
- Eine Computertomographie der Halswirbelsäule
Narkose, Dauer und Krankenhausaufenthalt
Da es sich um eine stationäre Operation handelt, kommt der Patient einen Tag vor dem Eingriff stationär ins Krankenhaus.
Eine Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule erfolgt stationär und unter Vollnarkose und dauert zwischen 60 und 90 Minuten. Unabhängig davon, – egal ob sie von der Hals- oder von der Nackenseite aus erfolgt.
Im Anschluss an die Operation kommt der Patient etwa anderthalb Stunden in den Aufwachraum. Danach erfolgt die Betreuung auf der Normalstation.
An die OP schließt sich, je nach Befinden des Patienten, ein Krankenhausaufenthalt von 4 bis 6 Tagen an.
Vorgehen bei der Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule
Es handelt sich bei der Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule um einen kleinen Eingriff, der mit einem Operationsmikroskop erfolgt.
Dabei stehen zwei Operationsmöglichkeiten zur Verfügung. Der Zugang zum betroffenen Halswirbelbereich kann folgendermaßen erfolgen:
- Von vorne (Halsseite) oder
- Von hinten (Nackenseite)
Welches Verfahren Anwendung findet, hängt davon ab, an welcher Stelle der Bandscheibenvorfall liegt. In den meisten Fällen führen Neurochirurgen die Bandscheiben-OP von der Halsseite aus durch.
- Zugang von der Halsseite aus
Erfolgt der Eingriff von der Halsseite aus, liegt der Patient während der Operation auf dem Rücken. Der Neurochirurg führt zu Beginn der Operation einen 4 Zentimeter langen, quer verlaufenden Hautschnitt in Höhe der Halswirbelsäule. Er spaltet so die flache Halsmuskelplatte.
Anschließend legt er Halsmuskeln, Arterien und Venen zur Seite, damit er freien Blick auf die Vorderseite der Halswirbelsäule hat.
Mithilfe des Operationsmikroskop beginnt der Neurochirurg nun mit der Entfernung der vorgefallenen Bandscheibe. Dabei muss der Chirurg darauf achten, dass er das Rückenmark und die Nervenfasern nicht verletzt.
Am Ende setzt er eine Bandscheibenprothese in den leeren Raum ein, der durch die Entfernung der Bandscheibe entstanden ist.
- Zugang von der Nackenseite aus
Erfolgt die Bandscheiben-OP von der Nackenseite aus, befindet sich der Patient während der Operation in einer halb sitzenden Position. Er liegt dabei auf dem Bauch.
Zu Beginn der Operation führt der Neurochirurg einen 4 bis 5 Zentimeter langen, geraden Hautschnitt an den Dornfortsätzen durch.
Anschließend schiebt er die Nackenmuskeln vorsichtig zur Seite, so dass der Neurochirurg einen freien Blick auf die Bandscheibe hat.
Mit einem Operationsmikroskop entfernt der Neurochirurg Teile des Wirbelbogens der beiden benachbarten Wirbel. Ebenso das vorgefallene Bandscheibenmaterial, das die Nervenwurzel einengt.
Auch bei dieser Operation muss der Chirurg darauf achten, dass er weder das Rückenmark noch die Nervenfasern verletzt.
Die Stabilität der Wirbelsäule ist durch die fehlenden Knochenstücke und das entfernte Bandscheibenmaterial nicht beeinträchtigt.
Risiken bei der Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule
Komplikationen und Risiken bei der Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule sind selten.
Beim Zugang von der Halsseite aus kann es in seltenen Fällen zu folgenden Komplikationen kommen:
- Verletzungen der großen Halsgefäße und Nerven
- Verletzungen der Luftröhre und der Speiseröhre
- Verletzungen des Rückenmarks und Nervenwurzeln (sehr selten)
Hat der Chirurg den entlastenden Nerv bei der Bandscheiben-OP verletzt, können unter anderem Gefühls- und Bewegungsstörungen der Beine auftreten.
Außerdem bestehen auch hier die allgemeinen Operationsrisiken, wie:
- Gefahr einer Wundinfektion
- Wundheilungsstörung
- Nachblutungen im Operationsbereich
Nachbehandlung und Rehabilitation nach der Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule
Nach der Bandscheiben-OP an der Halswirbelsäule folgt meist ein Krankenhausaufenthalt von 4 bis 6 Tagen.
In den ersten 4 bis 6 Wochen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus sollte sich der Patient körperlich schonen.
Nach Ablauf dieser Zeit ist der Patient wieder normal belastbar. Er kann nach etwa 8 Wochen mit ambulanter Krankengymnastik beginnen und die Nacken- und Halsmuskulatur gezielt aufbauen.
Falls notwendig, können auch Medikamente gegen Schmerzen und Muskelverspannungen eingenommen werden.
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