Die Weihnachtsvision Der Heiligen Birgitta Von Schweden (1303 ...

Niccolo di Tommaso: Geburt Christi (1373-1375).

Niccolo di Tommaso: Geburt Christi (1373-1375).

Die heilige Birgitta von Schweden unternahm im Jahr 1372/73 ihre letzte Pilgerreise. Diese führte ins Heilige Land. In der Geburtsgrotte von Bethlehem sah die heilige Birgitta in einer Vision die Geburt Christi. Diese sogenannte Weihnachtsvision der heiligen Birgitta verbreitete sich damals sehr schnell und hinterließ auch ihre Spuren in der bildenden Kunst des Spätmittelalters. Der bisher geläufige Darstellungstypus Marias als liegende Wöchnerin gehörte nun der Vergangenheit an. Die Darstellung des Jesuskindes, das von einem goldenen, strahlenden Lichtkranz umgeben ist, hat ebenfalls ihren Ursprung in Birgittas Vision und wurde zuvor so nicht dargestellt.

Das erste Gemälde, auf dem die direkte Rezeption der Vision bis ins kleinste Detail zu sehen ist, stammt von Niccolò di Tommaso. Die Darstellung wird von einer hügelförmigen Felsgrotte, vor deren Öffnung rechts Birgitta im Gebet versunken auf das Geschehen der Vision blickt, eingerahmt. Maria kniet im weißen Untergewand mit offenen blonden Haaren, die über ihren Rücken fallen. Ihre Hände sind gefaltet, während rechts vor ihr das Kind ausgestreckt liegt. Das Christkind liegt unbedeckt auf dem blanken Felsuntergrund der Höhle, umgeben von einer Mandorla aus goldenem strahlendem Licht und hebt seine rechte Hand in die Richtung der Mutter empor. Von Marias Mund gehen in kurvenartigen Linien die Worte „Bene Veneris Dominus Meus Et Deus Meus Et Filius Meus“ aus. Maria ist mit dem Rücken nach links gegen die Krippe gewandt, hinter der Ochs und Esel dem Geschehen folgen. Auf dem Felsboden liegen, wie in der Vision beschrieben, Marias einzelne Kleidungsstücke, die sie zur Geburt ablegte, und ein paar Schuhe sowie ein Mantel und ein Schleier. Im Vordergrund liegen die ausgebreiteten Wickeltücher, an der Rückwand der Grotte ist die befestigte brennende Kerze zu sehen. Im rechten Bereich der Höhle tritt Josef mit gekreuzten Händen vor der Brust aus einer dunklen Nische hervor und blickt auf das Jesuskind. Josef hat keine Schuhe an, sein nackter Fuß spitzt unter seinem Gewand hervor, was möglicherweise auf Mose anspielt, der aus Ehrfurcht vor dem heiligen Ort die Schuhe ablegte. Über dem Geschehen schweben anbetende Seraphim vor der Felsöffnung. Vor dem Himmelsgrund zu beiden Seiten der Grotte finden sich weitere Engel, die dem Neugeborenen huldigen.

Die bildhafte Sprache der Visionen erreichte die Herzen der Menschen, traf den Zeitgeist und bot zugleich den Künstlern neue Gestaltungsmöglichkeiten. Der ikonographische Durchbruch der knienden Maria hat sich erst durch Birgittas Vision in der Kunst endgültig etabliert.

Ein Novum von Birgittas Visionen ist, dass Maria sich ins Gebet begibt, ehe sie gebiert und während des gesamten Geburtsvorganges im Gebet bleibt. Die Geburt geschieht also im Gebet und drückt dadurch die Nähe und Verbundenheit mit Gottvater aus.

Der heiligen Birgitta gelang es nicht nur, die Kunst des Spätmittelalters zu beeinflussen, sondern einige Elemente aus Birgittas Vision sind bis heute in den häuslichen Krippen zu finden. Die kniende Maria und die Kerze Josefs, die sich meist in Form der Laterne gehalten hat, sind hierfür Beispiele.

[Entnommen aus der Diplomarbeit von Veronika Jung, Dipl.-Theol.]

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